Dienstag, 12. November 2013

Eugene Peterson: The Pastor (2)

Als eine große Entdeckung des Zweiten Vatikanischen Konzils, insbesondere der Pastoralkonstitution "Gaudium et spes", gilt die Tatsache, dass der christliche Glaube zu konkreten Zeiten an konkreten Orten gelebt wird. Diese Konkretheit des Glaubens betont auch Eugene Peterson nachdrücklich.

"Ich bin Seelsorger. Meine Arbeit hat mit Gott und mit Seelen zu tun - gewaltige Geheimnisse, die niemand jemals gesehen hat. Aber ich übe diese Arbeit unter Bedingungen aus - Ort und Zeit -, die ich sehe und ermesse, wo auch immer ich mich befinde, zu welcher Zeit auch immer. Diese Bedingungen kann man nicht umgehen. Ich will aufmerksam sein auf diese Bedingungen. Ich will auf diese Bedingungen genauso aufmerksam sein wie auf die heiligen Geheimnisse."

Eugene Peterson.jpgDer Glaube wird an konkreten Orten lebendig. Das beginnt mit den Schauplätzen des biblischen Geschehens. Peterson schreibt, wie ein nüchternes Buch über die Geographie des heiligen Landes zur prägenden Lektüre seiner Studienjahre wird. Beth-El und Jerusalem, Ägypten und Babylon, Nazareth und Kafarnaum - Peterson begreift darin, dass das keine Ideen sind, sondern Orte auf unserem Planeten, an denen sich die erstaunliche Geschichte zwischen Gott und Mensch ereignet. Er erzählt vom Sommerhaus seiner Eltern in Montana, das für ihn von der Kindheit bis ins Alter Rückzugsort wird, Ort der Einkehr, der Reflexion, des Gebets - "heiliger Boden". Er erzählt von dem Vorort in Maryland, in dem er jahrzehntelang Pastor war. Ein gänzlich unspektakulärer Ort, aber der Ort, an dem es für ihn galt, der Geschichte zwischen Gott und den Menschen heute nachzuspüren. Er berichtet, wie er beim Lesen Wendell Berrys gelernt hat, was für einen traditionellen Landwirt der Boden bedeutet, wie wichtig es ist, seine Beschaffenheit zu kennen, mit wie viel Sorgfalt und Geduld er bearbeitet werden muss, damit er Ertrag bringen kann. Und Peterson schreibt, wie er immer mehr die Parallelen seiner Arbeit als Seelsorger mit der des Farmers gesehen hat.

Neben dem konkreten Ort muss der Seelsorger seine Wahrnehmung auch für die konkrete Zeit schärfen, für den kairos. Jetzt, an diesem Tag, in diesem Augenblick kann die überzeitliche Wirklichkeit Gottes eintreten in unsere Zeit.
"Die Erlösung tritt jetzt im Moment im Schoß der Schöpfung, genau jetzt. Sei aufmerksam. Sei bereit: "Die Zeit ist erfüllt..." Kehr um. Glaube."
Die Schöpfung heute abend und morgen früh, in Maryland oder im Schwarzwald, in Jerusalem oder Stuttgart, kann Schauplatz für das rettende Handeln Gottes werden. Aufgabe des Seelsorgers ist es, dieses Handeln wahrzunehmen und anderen zu helfen, es auch wahrzunehmen.

1 Kommentar:

  1. HERZLICH WILLKOMMEN !
    Soeben in die kath. Bloggerliste eingetragen:
    www.bloggerliste.blogspot.de

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