„Es gibt Christen, deren Lebensart wie eine Fastenzeit ohne
Ostern erscheint. Doch ich gebe zu, dass man die Freude nicht in allen
Lebensabschnitten und –umständen, die manchmal sehr hart sind, in gleicher
Weise erlebt. Sie passt sich an und verwandelt sich, und bleibt immer
wenigstens wie ein Lichtstrahl, der aus der persönlichen Gewissheit hervorgeht,
jenseits von allem grenzenlos geliebt zu sein.“
„Folglich dürfte ein Verkünder des Evangeliums nicht ständig
ein Gesicht wie bei einer Beerdigung haben.“
„Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren
und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue
Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und
Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf. In der Tat, jedes
echte missionarische Handeln ist immer ‚neu‘.“
„Wir dürfen die Neuheit dieses Auftrags auch nicht wie eine
Entwurzelung verstehen, wie ein Vergessen der lebendigen Geschichte die uns
aufnimmt und uns vorantreibt. (…) Der Gläubige ist grundsätzlich ein ‚Erinnerungsmensch‘.“
„Die Christen haben die Pflicht, es [das Evangelium]
ausnahmslos allen zu verkünden, nicht wie jemand, der eine neue Verpflichtung
auferlegt, sondern wie jemand, der eine Freude teilt, einen schönen Horizont
zeigt, ein erstrebenswertes Festmahl anbietet. Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus,
sondern ‚durch Anziehung‘.“
„Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der
Liturgie inmitten der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern. Die Kirche
evangelisiert sich selber mit der Schönheit der Liturgie, die auch Feier der
missionarischen Tätigkeit und Quelle eines erneuerten Impulses zur
Selbsthingabe ist.“
„Da ich berufen bin, selbst zu leben, was ich von den
anderen verlange, muss ich auch an eine Neuausrichtung des Papsttums denken. (…)
Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre
missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen.“
„In jedem Fall können wir die Lehren der Kirche nie zu etwas
machen, das leicht verständlich ist und die uneingeschränkte Würdigung aller
erfährt. Der Glaube behält immer einen Aspekt des Kreuzes, eine gewisse
Unverständlichkeit, die jedoch die Festigkeit der inneren Zustimmung nicht
beeinträchtigt.“
„Die Kirche ist berufen, immer das offene Haus des Vaters zu
sein. Eines der konkreten Zeichen dieser Öffnung ist es, überall Kirchen mit
offenen Türen zu haben.“
„Mir ist eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und
beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine
Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an
die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“
„Ebenso wie das Gebot ‚du sollst nicht töten‘ eine deutliche
Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute
ein ‚Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der
Einkommen‘ sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein
Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu
leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen
macht.“
„In diesem Zusammenhang verteidigen einige noch die ‚Überlauf‘-Theorien
(trickle-down Theorie), die davon
ausgehen, dass jedes vom freien Markt begünstigte Wirtschaftswachstum von sich
aus eine größere Gleichheit und soziale Einbindung in die Welt hervorzurufen
vermag. Diese Ansicht, die nie von den Fakten bestätigt wurde, drückt ein
undifferenziertes Vertrauen auf die Güte derer aus, die die wirtschaftliche
Macht in Händen halten, wie auch auf die vergötterten Mechanismen des
herrschenden Wirtschaftssystems.“
„Die Finanzkrise, die wir durchmachen, lässt uns vergessen,
dass an ihrem Ursprung eine tiefe anthropologische Krise steht: die Leugnung
des Vorrangs des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des
antiken goldenen Kalbs (vgl. Ex 32,1-35) hat eine neue und erbarmungslose Form
gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur einer Wirtschaft ohne
Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel.“
„Unter diesen Schwachen, deren sich die Kirche mit Vorliebe
annehmen will, sind auch die ungeborenen Kinder. (…) Um die Verteidigung des
Lebens der Ungeborenen, die die Kirche unternimmt, leichthin ins Lächerliche zu
ziehen, stellt man ihre Position häufig als etwas Ideologisches,
Rückschrittliches, Konservatives dar. Und doch ist die Verteidigung des
ungeborenen Lebens eng mit der Verteidigung jedes beliebigen Menschenrechtes
verbunden. Sie setzt die Überzeugung voraus, dass ein menschliches Leben immer
etwas Heiliges und Unantastbares ist, in jeder Situation und jeder Phase seiner
Entwicklung.“
„Wir haben einen Schatz an Leben und Liebe, der nicht trügen
kann, eine Botschaft, die nicht manipulieren noch enttäuschen kann. Es ist eine
Antwort, die tief ins Innerste des Menschen hinab fällt und ihn stützen und
erheben kann. Es ist die Wahrheit, die nicht aus der Mode kommt, denn sie ist
in der Lage, dort einzudringen, wohin nichts anderes gelangen kann. Unsere
unendliche Traurigkeit kann nur durch eine unendliche Liebe geheilt werden.“