Montag, 10. Juni 2013

Humor für Minderheiten...

Wer zugleich ein Faible für Irland und für Trinitätstheologie hat, kann sich hier bestens amüsieren!


Dienstag, 4. Juni 2013

Was macht uns atttraktiv? Predigt zum 9. Sonntag im Jahreskreis

Der Fußball steht in diesen Wochen wieder ganz hoch im Kurs. Das Champions League Finale letzte Woche haben 300 Millionen Menschen weltweit gesehen. Beim Pokalfinale gestern waren es nicht ganz so viele, aber gerade hier in Stuttgart hat auch das natürlich viele angezogen. Was Tausende Menschen in die Stadien lockt, zu Fanmeilen und zum Public Viewing oder einfach vor den Fernseher im Wohnzimmer, ist wohl in erster Linie die Spannung um Sieg und Niederlage. Aber insbesondere bei den Finalisten im Champions League Finale – sorry, VfB-Fans – war es sicher auch der attraktive Fußball, den beide Mannschaften in den letzten Monaten gespielt haben. So etwas zieht Menschen an.
Schon seit Langem beunruhigt es viele von uns, dass unsere Kirchen weit weniger attraktiv zu sein scheinen als solche großen Sportereignisse. Eingangskontrollen angesichts anströmender Menschenmassen brauchen wir in unseren Kirchen eher nicht. Wir müssen unseren Gottesdienst auch nicht zum Public Viewing auf den Bismarckplatz übertragen, damit noch mehr Menschen dabei sein können. Wie kann unsere Kirche, wie können unsere Gottesdienste wieder attraktiver, anziehender für mehr Menschen werden, so fragen sich viele. Brauchen wir bessere Werbung, spektakuläre Aktionen?
Geheimrezepte können Sie da von mir auch nicht erwarten. Aber ich möchte mit Ihnen einen Blick werfen auf die Lesung aus dem ersten Buch der Könige. Da wird ein Gotteshaus feierlich eingeweiht, der Jerusalemer Tempel. König Salomo spricht ein feierliches Weihegebet. Und in diesem Gebet gibt er sich überzeugt: „Auch Fremde, die nicht zu deinem Volk Israel gehören, werden aus fernen Ländern kommen.“ Salomo ist sich sicher: Es gibt etwas, was so attraktiv ist, dass es Menschen aus aller Herren Länder anziehen wird, hin zu diesem Tempel.
Warum ist das so? Es kommt daher, so setzt Salomo voraus, dass die fremden Menschen von Gottes großem Namen hören werden, von seiner starken Hand und seinem hoch erhobenen Arm. So wie Menschen von dem starken Fuß von Ribery und Schweinsteiger, Großkreutz und Lewandowski mitbekommen, und sagen „Das Spiel muss ich sehen“,  so erfahren sie auch von der starken Hand des Gottes Israels. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie erfahren, was Gott in Israel bewirkt, was er für sein Volk tut. Das macht sie neugierig, das ist attraktiv für sie, das lockt sie nach Jerusalem.
Und da liegt eine entscheidende Pointe des Alten Testaments. Wir wissen wahrscheinlich alle, dass Gott im Alten Testament Israel zu seinem auserwählten Volk macht. Aber Israel wird nicht auserwählt, damit es mit sich selbst zufrieden ist, es wird erwählt für alle Völker, für die ganze Welt. Das Volk Gottes ist dazu da, dass durch dieses Volk die ganze Welt Gott kennenlernen kann, damit, wie es in der Lesung hieß, alle Völker der Erde den Namen Gottes erkennen.
Dieser ganz große Blick auf alle Völker der Erde wird im Evangelium, das wir gehört haben, sozusagen herangezoomt auf einen konkreten Menschen. Da wird erzählt von einem römischen Offizier, der als Teil der Besatzungsmacht in Galiläa stationiert war. Dieser Mann hat dort den Glauben des besetzten Volkes kennen gelernt. Dieser Glaube war attraktiv für ihn, er hat ihn gefesselt. Zum jüdischen Glauben übergetreten ist er noch nicht, aber er hat als Zeichen seiner Verehrung für den Gott der Juden sogar schon den Bau einer Synagoge finanziert. Der Gott Israels war so attraktiv, dass der Hauptmann diesen Gott näher kennenlernen wollte.
Wir Christen sind nach der Auffassung des Neuen Testaments das Gottesvolk des Neuen Bundes. Und auch dieses neue Gottesvolk, die Kirche, ist nicht dazu da, dass wir um uns selbst kreisen, sondern dass durch uns die Welt Gott kennenlernen kann. Was aber kann uns so attraktiv machen, dass die Menschen zu uns kommen wollen wie zum Jerusalemer Tempel, um bei uns mit Gott in Kontakt zu kommen? Ich denke, dazu helfen nicht in erster Linie originelle Werbemaßnahmen. Und dafür ist es ganz sicher die falsche Strategie, wenn wir uns möglichst stark an die übrige Welt angleichen. So zu sein wie alle, macht nicht sonderlich attraktiv.
König Salomo rechnet damit, dass der Jerusalemer Tempel dadurch attraktiv wird, dass die Menschen hören und sehen, was Gott für sein Volk tut. Wir werden attraktiv, wenn Menschen hören und sehen, was Gott für uns tut. Was tut Gott für uns?
Schauen wir noch einmal auf den römischen Offizier. Der lässt Jesus, der zu ihm auf dem Weg ist, sagen: „Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst“. Das ist der Satz, den wir in jeder Eucharistiefeier vor der Kommunion sprechen: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach“. Sowohl in einem persönlichen Gespräch als auch beim Lesen von Leserbriefen in einer christlichen Zeitschrift habe ich mitgekriegt, dass dieser Satz heute viele Menschen befremdet, wenn nicht gar empört. „Was soll denn diese Unterwürfigkeit? Natürlich bin ich würdig, das wäre ja noch schöner!“ Ich meine aber, diese Empörung ist etwas vorschnell. Gott ist Gott, und wir sind es nicht. Wenn wir einen Moment darüber nach denken, was das heißt „Gott“ - der Schöpfer der Welt, der Allmächtige und Allwissende, der vollkommen Gute und Schöne -, dann merken wir schnell, dass es für den Menschen eine ganz natürliche Reaktion ist, zu Gott zu sagen „Herr, dir gegenüber bin ich ganz unwürdig“. Der Abstand zwischen uns und Gott ist unendlich, es gibt nichts, was wir ihm vorweisen könnten, um damit zu zeigen „Jetzt siehst du aber, wie toll ich bin und wie würdevoll“.
Gott muss uns Menschen keine Würde zusprechen. Das Unglaubliche am christlichen Glauben ist die Erfahrung, dass Gott es trotzdem tut. Bei dem Gebet vor der Kommunion sprechen wir weiter – auch wieder wie der Hauptmann: „Aber sprich nur ein Wort!“
Dieses Wort hat Gott zu uns gesprochen in Jesus Christus. Jesus Christus ist das fleischgewordene Wort, in dem Gott zu uns sagt: „Du, Mensch, bist mir unendlich viel wert! Du hast eine unendliche Würde. In meinen Augen bist du schön und wunderbar, weil ich dich liebe.“
Ich habe mal den Spruch gehört „Ein Freund ist jemand, der mich mag, obwohl er mich kennt.“ Gott kennt uns durch und durch, besser als wir uns selbst kennen, und er nimmt uns so an, wie wir sind. Wie oft im Leben ist es anders. Wie oft müssen Menschen erst einmal den Beweis erbringen, dass sie es wert sind, akzeptiert, geschätzt, geliebt zu werden. Und wie oft müssen Menschen sich dazu verstellen, hoffen, dass die anderen nicht merken, wie unvollkommen ich eigentlich bin. „Beweise erst einmal, dass du cool bist und zu uns gehören kannst, indem du die richtigen Klamotten trägst und das richtige Handy hast! Beweise erst einmal, dass du in unserem Betrieb mithalten kannst, indem du über deine Kräfte arbeitest und dich bei den richtigen Leuten beliebt machst! Beweise erst einmal, dass du es wert bist, von mir geliebt zu werden, indem du der Traummann, die Traumfrau ohne Schönheitsfehler und Schwächen bist!“ So läuft es doch oft in unserer Welt.
Und das Großartige, was Gott für uns Menschen tut, ist, dass es bei ihm ganz anders ist, dass er uns annimmt als die, die wir sind. Das ist alles andere als selbstverständlich, aber durch Jesus hat er uns gezeigt, dass es so ist.
Das neue Gottesvolk der Kirche ist die Gemeinschaft, in der das deutlich werden soll. „Hier bist du kein Niemand, hier bist du ein Jemand, ein geliebter Sohn, eine geliebte Tochter Gottes, und deshalb wie Schwester und Bruder für die anderen Gotteskinder.“ Wenn unsere Gottesdienste, unsere Gemeinden und Gemeinschaften das vermitteln, dann bin ich davon überzeugt, dass Menschen sagen werden: Ja, Gott tut wirklich Großes für euch, diesen Gott wollen wir kennen lernen, zu eurer Gemeinschaft wollen wir dazu gehören.
Mal sehen, wann wir das Public Viewing auf dem Bismarckplatz organisieren müssen. Zumindest sollten wir immer genügend Taufwasser parat haben.