Dienstag, 2. April 2013

John Updike zu Ostern

John Updike - Seven Stanzas at Easter


Make no mistake: if he rose at all
It was as His body;
If the cell’s dissolution did not reverse, the molecule reknit,
The amino acids rekindle,
The Church will fall.

It was not as the flowers,
Each soft spring recurrent;
It was not as His Spirit in the mouths and fuddled eyes of the
Eleven apostles;
It was as His flesh; ours.

The same hinged thumbs and toes
The same valved heart
That-pierced-died, withered, paused, and then regathered
Out of enduring Might
New strength to enclose.

Let us not mock God with metaphor,
Analogy, sidestepping, transcendence,
Making of the event a parable, a sign painted in the faded
Credulity of earlier ages:
Let us walk through the door.

The stone is rolled back, not papier-mache,
Not a stone in a story,
But the vast rock of materiality that in the slow grinding of
Time will eclipse for each of us
The wide light of day.

And if we have an angel at the tomb,
Make it a real angel,
Weighty with Max Planck’s quanta, vivid with hair, opaque in
The dawn light, robed in real linen
Spun on a definite loom.

Let us not seek to make it less monstrous,
For our own convenience, our own sense of beauty,
Lest, awakened in one unthinkable hour, we are embarrassed
By the miracle,
And crushed by remonstrance.

Sieben Strophen an Ostern


Macht Euch nichts vor: Erstand Er überhaupt,
dann als Sein Leib;
wenn nicht der Zelltod sich umkehrte, Moleküle sich
neu verbanden, Aminosäuren neu erglühten,
wird die Kirche fallen.

Es war nicht wie die Blumen,
die wiederkehren in jedem milden Frühjahr,
es war nicht als Sein Geist in den Mündern und benebelten
Augen der elf Apostel;
Es war als Sein Fleisch: als unseres.

Die selben Finger und Zehen mit Gelenken,
das selbe Herz mit seinen Klappen,
das – durchstoßen – starb, verwelkte, still stand, und dann
sich wieder sammelte durch aus durchhaltender Macht,
um neue Kraft zu umfassen.

Lasst uns nicht Gottes spotten mit Metapher,
Analogie, ausweichender Transzendenz,
das Ereignis zur Parabel machen, zum Zeichen, gemalt auf die
verblasste Leichtgläubigkeit früherer Zeiten:
Gehen wir durch die Tür.

Der Stein ist weggerollt, nicht Pappmache,
kein Stein in einer Geschichte,
sondern der Riesenfels der Stofflichkeit, der im langsamen
Mahlen der Zeit uns allen auslöschen wird
das helle Licht des Tages.

Und wenn wir einen Engel am Grabe haben,
macht ihn zu einem richtigen Engel,
schwer mit Max Plancks Quanten, lebendig mit Haar,
opak im Dämmerlicht, gehüllt in echtes Linnen
gewebt auf endgültigem Webstuhl.

Machen wir es nicht weniger ungeheuerlich,
zu unserem eigenen Komfort, unserem Sinn für Schönheit,
damit wir nicht, erweckt in einer undenkbaren Stunde,
verlegen sind vorm Wunder,
vernichtet vom Protest.

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John Updike, der bekannte und als ewiger Nobelpreiskandidat verstorbene amerikanische Schriftsteller, hatte sich zeitlebens mit theologischen Fragen, insbesondere mit dem Werk Karl Barths beschäftigt. In seinen wunderbaren "Seven Stanzas at Easter" macht er deutlich: Ostern wird in seinem Provokationsgehalt und in seiner Hoffnungskraft erst dann deutlich, wenn das, was da geschehen ist, bis in die Materialität hineinreicht und nicht nur Metapher für "Innerseelisches" bleibt.

(Die deutsche Übersetzung habe ich dem - leider nicht mehr fortgeführten - Blog Credo ut intelligam entnommen.)